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Falkenstein

Dem gesunden Menschenverstand verpflichtet: Eine Ära geht zu Ende – Martin Kulzer scheidet nach über 30 Jahren aus dem Aufsichtsrat aus.

Menschen

Nach über 30 Jahren geht bei der Raiffeisenbank Falkenstein-Wörth eG eine Ära zu Ende. Martin Kulzer scheidet wegen Erreichens der Altersgrenze aus dem Aufsichtsrat der Bank aus. Diesem Gremium stand er seit 1990 als Vorsitzender vor. Dies würdigte Dr. Alexander Büchel, Mitglied des Vorstands des Genossenschaftsverbands Bayern, mit der goldenen Raiffeisennadel, die höchste zu vergebende genossenschaftliche Auszeichnung. In dieser langen Zeit als Aufsichtsrat, hat Martin Kulzer viel erlebt. Verschiedene äußere und innere Faktoren haben dabei den Weg bestimmt. Seine unaufgeregte und lösungsorientierte Art hat ihm dabei die richtige Richtung gezeigt. Wir haben uns zusammen mit unserem Vorsitzenden des Vorstandes Max Karmann mit ihm in seinen wunderschönen Garten getroffen, dem er zukünftig noch mehr Zeit widmen möchte.

Herr Kulzer, am 19. März 1987 wurden Sie für den scheidenden Pfarrer Egid Mühlbauer in den Aufsichtsrat berufen, 1990 haben Sie dann den Vorsitz des Aufsichtsrates übernommen. Wie haben Sie sich in Ihrer ersten Aufsichtsratssitzung gefühlt?

Ich habe mich im Vorfeld nie mit der Aufgabe “Aufsichtsrat” beschäftigt, insofern war ich natürlich schon neugierig vor der ersten Sitzung, aber auch auf die Aufgabe. Im Aufsichtsrat waren damals richtige Schwergewichte mit einer unglaublichen Erfahrung und ich war noch relativ jung. Da war ich natürlich schon etwas aufgeregt, aber ich habe mich auf die Aufgabe richtig gefreut. In der ersten Sitzung haben mich die Kollegen dann als gleichwertiges Mitglied mit Wertschätzung behandelt, das hat mir dann schnell meine Aufgeregtheit genommen.

Insbesondere im Bankensektor waren die letzten 30 Jahre von großen Veränderungen geprägt, die auch nicht unbemerkt an der Region vorbei gegangen sind. Welche 3 globalen Einfluss-Faktoren schätzen Sie als die Bedeutendsten ein?

Da steht natürlich der technische Fortschritt an erster Stelle. Welche Neuerungen hier die letzten 30 Jahre gebracht haben und vor allem mit welcher Geschwindigkeit, ist schon bemerkenswert. Von den ersten PCs 1985, über den ersten Geldautomaten in Falkenstein 1989. 1996 erhielt der erste homebanking-Kunde seine PIN und wenn man jetzt sieht, was mit der App und den Internet-Anwendungen möglich ist, dann ist das schon beeindruckend.

Im gleichen Umfang, mit der die Technik uns den Arbeitsalltag erleichterte, hat die stetig zunehmende Regulierung für eine enorme Erhöhung des Aufwands gesorgt. Begonnen hat dies 1993 mit der Einführung des Geldwäschegesetzes und der Zinsabschlagsteuer. Generell lässt sich sagen, dass seit Beginn der 90er viele hoheitliche Aufgaben vom Staat auf die Banken übertragen wurden. Was insbesondere kleinere Häuser an ihre Grenzen bringt.

Bemerkenswert ist auch die Entwicklung der Zinsen. Als ich gestartet bin, lagen die Zinssätze für Hauskredite bei 10% oder mehr. Die Regel für die langfristige Geldanlage lautete damals, Inflationsrate plus 2% – 3% Konsumverzichtsprämie, heute sieht das komplett anders aus. In Einzelfällen musste man jetzt schon zusätzliches Geld für negative Zinsen mitbringen, wenn man Geld anlegen wollte. Dies betrifft natürlich auch die Banken. Bedingt durch das augenblickliche Zinsniveau kam es jetzt zu einem zaghaften Wiederentdecken von Aktien und Fonds. Richtig gestartet ist das Thema Aktie in Deutschland 1996 mit der Emission der T-Aktie oder Volksaktie. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an die Werbespots mit Manfred Krug. Da waren Aktien plötzlich in aller Munde. Von einer Aktien-Kultur, wie im angelsächsischen Raum, sind wir allerdings immer noch weit entfernt. Da setzt man in Deutschland lieber auf Festverzinsliches und Betongold. Was eigentlich schade ist, da man auch jetzt, in dieser Zinssituation, an den Märkten gute Renditen erzielen kann.

Als Aufsichtsrat waren Sie ja auch eingebunden in die strategische Ausrichtung der Raiffeisenbank Falkenstein-Wörth eG. Wie sehen sie die weiteren Entwicklungen in der Zukunft. Wo denken Sie wird die Reise im Bankensektor hingehen? Sehen Sie hier die Raiffeisenbank Falkenstein-Wörth eG gut aufgestellt?

Aufgrund der guten Ergebnisse der letzten Jahrzehnte ist es uns gelungen, Rücklagen zu bilden. Das macht uns Gott sei Dank freier in der Entscheidung. Insgesamt wird sich der Wettbewerb in der Zukunft sicherlich verschärfen. Ich denke aber, dass wir sehr gut aufgestellt sind. Zusammen mit dem Vorstand haben wir eine Strategie erarbeitet, die uns in den nächsten Jahre nachhaltig tragen wird. Wir sehen uns als festen Bestandteil der Region, deswegen werden wir immer Geschäfte mit Kunden machen, die wir kennen, aber die auch uns kennen und das natürlich in Produkten, in denen wir uns auch auskennen. Anders als andere Wettbewerber, ziehen wir uns nicht aus der Fläche zurück. Wir setzen auf den Dialog mit unseren Kunden. Denn das ist unsere große Trumpfkarte im Vergleich zu Direktbanken. Wir sehen unsere Filialen nicht als Kostenfaktor, sondern als Alleinstellungsmerkmal, das wir unbedingt halten werden. Dennoch wird die Zukunft Veränderungen bereit halten. Für Kunden, wie für Mitarbeiter. Hier wollen wir Haltepunkte und Leitplanken bereitstellen, um auch in der Veränderung Verlässlichkeit zu bieten. Eine Herausforderung wird sicherlich sein, unsere jetzige starke Position in die Zukunft zu transferieren. Aber da habe ich keine Angst. Der Vorstand, mit Max Karmann und Martin Lehner, agiert sehr weitsichtig und nachhaltig. Da kann ich mit Stolz sagen, dass wir die Richtigen aus den Kandidaten ausgewählt haben.

Sie haben  die Regulatorik als großen Faktor schon angesprochen. Viele globale Krisen- Szenarien wie die Finanzmarktkrise haben nachhaltige Auswirkungen, auch auf kleinere regionale Banken vor Ort, insbesondere in der darauf folgenden Regulatorik. Wie schätzen Sie hier die zukünftigen Entwicklungen ein? Für eine gut aufgestellte Raiffeisenbank vor Ort wird es doch immer herausfordernder. Springt hier Brüssel nicht zu kurz, in dem man alle Banken über einen Kamm schert?

Eines lässt sich feststellen, die steigende Flut der Regulatorik hatte zwei Ziele: Verbraucherschutz und Bankenschutz. Beide Ziele wurde mit der Fülle an Vorschriften und Formularen definitiv nicht erreicht. Kunden sind verunsichert ob der Menge an Papier, das sie lesen und verstehen müssen und der Motivation der Bankmitarbeiter ist es auch nicht dienlich, bei all den Dokumentationspflichten. Ganz abgesehen von der Anzahl der Aktenordner, die wöchentlich dazu kommen. Brüssel hat hier Schwierigkeiten, sich mit dem 3 Säulen Modell, das uns im übrigen in der Finanzmarktkrise äußerst gut getan hat, und der daraus resultieren Kleinteiligkeit auseinander zu setzen. Dies betrifft ja ausschließlich Deutschland, Österreich und Südtirol. Alle anderen europäischen Länder verfügen ja nur über eine Handvoll Großbanken. Hier sehen wir auch unsere Verbände noch stärker gefordert. Natürlich wollen wir hier nicht ausscheren, aber es muss auch machbar bleiben und mit bestehenden Ressourcen abbildbar sein. Gute Schritte in die richtige Richtung wurden verbandsseitg schon unternommen, so können sowohl die IT-Sicherheit, der Datenschutz als auch Geldwäsche ausgelagert werden. Aber hier kann vom Verband gerne noch mehr kommen, vor allem in der politischen Arbeit.

Losgelöst von den äußeren Rahmenbedingungen, die sich aus Falkenstein nicht steuern lassen, was waren rückblickend die drei wichtigsten oder mit der größten Tragweite versehenen Ereignisse, die Sie in Ihrer Tätigkeit als Vorsitzender des Aufsichtsrates mit begleiten durften?

Zum einen war das natürlich ganz klar die Fusion 1993. Rückblickend lässt sich sagen, dass dies eine sehr gute Entscheidung war. Beide Häuser alleine, könnten die heutigen Anforderungen überhaupt nicht mehr erfüllen. Die jetzige Größe reicht aus, um alle Erfordernisse abzubilden. Sie reicht auch aus, um selbstbestimmt und selbstbewusst in die Zukunft zu gehen, ohne den Zwang einer weiteren Fusion. Zudem zeigen die erzielten Ergebnisse der letzten Jahrzehnte auch, dass diese Entscheidung auch wirtschaftlich äußerst sinnvoll war.

Dann natürlich auch bei uns die technische Entwicklung, die mit immer größerer Dynamik stattfindet. Das hat die Welt in Falkenstein und in Wörth schon nachhaltig verändert. Dies birgt aber auch Herausforderungen für die Zukunft, die ich mir zu Beginn meiner Tätigkeit als Aufsichtsrat nicht hätte Träumen lassen, wie zum Beispiel neue Wettbewerber.

Und dann natürlich die vielen Menschen, insbesondere Vorstände und Aufsichtsräte, mit denen ich in all den Jahren zusammenarbeiten durfte. 6 Vorstände sind in meiner Amtszeit ausgeschieden, die allesamt aus der Bank kamen. Bei den beiden letzten Bestellungen haben wir uns dann für externe Bewerber entschieden. Wichtig war hier immer, dass es neben all der nötigen fachlichen Qualifikation, menschlich einfach passt. Das ist uns mit Max Karmann und Martin Lehner vorzüglich gelungen. Da bin ich schon stolz darauf, weil uns dies auch ohne die sonst üblichen Beratungsgesellschaften gelungen ist.     

Apropos technischer Fortschritt: Wie haben Sie das erlebt? War alles gut, was sich die letzten 30 Jahre als Neuerung angeboten hat?

Die technische Entwicklung war gut. Ohne Frage. Es ist ja gewachsen und wurde nicht von heute auf morgen übergestülpt. Aber wie alles im Leben, hat auch der technische Fortschritt zwei Seiten. Zum einen konnten viele Tätigkeiten und Prozesse noch kundenfreundlicher gestaltet werden, zum anderen werden die Gefahren aber immer noch unterschätzt. Neben dem virtuellen phishing, gibt es durchaus auch “analoge” Gefahren, Stichwort mag hier z. B. die “Schuldenfalle” sein. Bei Finanzierungen wurde die Kompetenz aus der Bank raus, hin zu den Händlern verlagert. Hier können insbesondere junge Leute ganz schnell den Überblick verlieren, wenn Sie Konsum mit mehreren Ratenkrediten gleichzeitig finanzieren. Am Ende steht dann aber wieder der Bankberater, der zusammen mit dem Kunden eine Lösung erarbeitet. Soweit müsste es aber gar nicht erst kommen.

Gerade ohne Internet ist die Welt, bei Banken insbesondere beim Zahlungsverkehr, nicht mehr vorstellbar. Über 50% der Kunden führen ihre Konten in Ihrer Raiffeisenbank online. Die sehr gute banking-App wird ständig weiterentwickelt. Wie erleben Sie das selbst, als Privat-Mann Martin Kulzer? Manchmal noch Sehnsucht nach der “guten, alten Zeit”?

Unsere online banking-Kunden nutzen ja nicht ausschließlich das online banking. Grundsätzlich stehen unseren Kunden alle Wege offen. Und 80% unserer Kunden nutzt das auch genau so. Mal online über die App, mal beim Berater. Und das wollen wir auch so. In dieser Welt finde ich mich auch sehr gut wieder. Ich war schon immer offen für neues und insofern empfinde ich die Möglichkeiten des online bankings durchaus als Vorteil. Ich schätze aber auch das persönliche Gespräch mit meinem Berater. Manchmal würde ich mir allerdings wünschen, dass sich das Rad der technischen Entwicklungen etwas langsamer dreht. Das würde allen Menschen die Möglichkeit geben aufzuspringen.

Jetzt haben wir schon einiges gehört, über die Rahmenbedingungen und die Auswirkung von Entscheidungen. Da stellt sich natürlich die Frage, was macht ein Aufsichtsrat und insbesondere der Vorsitzende des Aufsichtsrats eigentlich? Was sind die Aufgaben des Gremiums?

Die Aufsichtsratsmitglieder sind die gewählten Vertreter der Eigentümer, also unserer Mitglieder. Als Vorsitzender des Aufsichtsrats habe ich, wie die anderen Mitglieder auch, nur eine Stimme. Dafür obliegen mir verschiedene administrative Aufgaben, wie die Leitung der Generalversammlung und der gemeinsamen Sitzungen von Vorstand und Aufsichtsrat oder die Kommunikation mit der Verbandsprüfung. Insgesamt ist der Aufwand als Vorsitzender schon etwas höher.

Oberste Aufgabe des Aufsichtsrates ist es, mit gesundem Menschenverstand zu überwachen, ob der Vorstand im Sinne der Kunden und Mitglieder handelt. Diese Überwachungsaufgaben betrifft die Planung, die Strategieentwicklung, die Überwachung der Bilanz und Risikostruktur, der Vergütungssysteme und des internen Kontrollsystems. Zudem wählt der Aufsichtsrat geeignete Bewerber bei der Besetzung des Geschäftsführung aus und bewertet diese auch.

Außerdem erfolgt eine Mitwirkung bei bedeutenden Geschäften wie Großkrediten, Grundstücksgeschäften, Errichtung und Schließung von Geschäftsstellen, das Erteilen von Prokura und anderen Geschäften. Der Aufsichtsrat ist auch zuständig für die Bestellung, die Abberufung und die Kündigung von Dienstverträgen von Vorstandsmitgliedern.

Eines ist der Aufsichtsrat aber nicht: Er ist nicht verantwortlich für die Geschäftsführung der Bank. Diese obliegt einzig und alleine dem Vorstand.

Neben dieser Aufgabenteilung habe ich all die Jahre aber den offenen Dialog mit dem Vorstand sehr geschätzt. Gerade mit Max Karmann, aber auch mit seinen Vorgängern, war dies immer ein konstruktives Miteinander, auch wenn es natürlich auch Reibungspunkte gab.    

Mittlerweile gehört eine Grundausbildung und eine ständige Weiterqualifikation für die neuen Aufsichtsräte als Vorbereitung für die Aufgabe zum Standardprogramm. Wie sehen Sie das? ist das eine gute Entwicklung? Sie sind damals ja sicherlich noch ganz anders gestartet.

Als ich gestartet bin, waren oftmals beide, Vorstand und Aufsichtsrat, ehrenamtlich tätig. Ein Unternehmen der Größe einer Raiffeisenbank lässt sich aber nicht mehr ehrenamtlich führen. Spätestens die Finanzmarktkrise 2008 hat gezeigt, dass diese Strukturen ungeeignet sind, um eine Krise zu bewältigen oder gar zu verhindern. Aufgrund der Verantwortung, die Vorstände und Aufsichtsräte gegenüber ihren Mitarbeitern, aber auch den Mitgliedern und Kunden tragen, sind diese Qualifikationen für Aufsichtsräte absolut zu begrüßen. Übrigens müssen nicht alle einzelnen Aufsichtsratsmitglieder das ganze Wissen vorhalten, das würde sich in der Praxis ja gar nicht darstellen lassen. Aber insgesamt muss das Gremium alle Felder belegen. Hier kann also jeder seine Stärken einbringen, ganz nach dem genossenschaftlichen Motto, was einer nicht schafft, das schaffen viele.  Eines hat aber heute genauso Bestand wie vor 30 Jahren: Oberste Aufgabe eines Aufsichtsrates ist, mit gesundem Menschenverstand zu agieren. Und daran wird sich auch die nächsten Jahrzehnte nichts ändern.

Herr Kulzer, auf was sind Sie besonderes stolz in Ihrer über 30jährigen ehrenamtlichen Tätigkeit als Aufsichtsrat der Raiffeisenbank Falkenstein-Wörth eG? Die Bank hat sich unter Ihrer Mitgestaltung ja prächtig entwickelt.

Genau auf das. Ich bin stolz, dass sich unsere Bank so positiv entwickelt hat und sie heute so gut da steht. Das war ein kontinuierlicher Weg, der stetig nach oben geführt hat. All die Jahre waren wir im bayernweiten Durchschnitt immer ganz vorne mit dabei. Da müssen wir die letzten 30 Jahre schon vieles richtig gemacht haben.

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, was würden Sie sich wünschen?

  1. Wünsche ich mir natürlich Gesundheit für mich und meine Familie, um die Zeit jetzt unbeschwert mit meiner Frau, meinen Kindern und meinen Enkeln genießen zu können.
  2. Dass meine Raiffeisenbank auf Basis des Erreichten weiterhin soviel Erfolg haben wird, da bin ich mir bei den handelnden Personen im Aufsichtsrat und im Vorstand allerdings sicher.
  3. Zuletzt wünsche ich mir, dass die Politik wieder ehrlich wird. Dass man die nachhaltige Entwicklung fokussiert und nicht den nächsten Wahlausgang in 4 Jahren. Denn nur so lassen sich die Herausforderungen lösen, die uns derzeit begleiten.

 

Eine Bank, aber auch andere Teams, funktioniert immer nur so gut, wie die Führung zusammenarbeitet. Bei Ihnen und Max Karmann, Vorsitzender des Vorstandes, hat man das Gefühl, dass sie fast freundschaftlich miteinander verbunden sind. Täuscht der Eindruck?

Das Wort “fast” kann man streichen. Bei uns hat sich ein Vertrauensverhältnis entwickelt, das belastbar ist, in guten wie in schlechten Tagen. Und wenn man solange zusammenarbeitet, gibt es natürlich auch mal Regentage. Geprägt war unsere Zusammenarbeit immer von Offenheit, Respekt und Wertschätzung. Nach all den Jahren kann ich sagen, Freundschaft ist in diesem Geschäft nicht hinderlich sondern sehr dienlich, da sie ein vertieftes, konstruktives Arbeiten fördert.

Herr Karmann, mit Martin Kulzer verlässt ein Urgestein der Bank das Schiff. Beschreiben Sie Herrn Kulzer doch einmal in 3 Worten. Was schätzen Sie an ihm besonders?

In 3 Worten Martin Kulzer zu beschreiben ist schwer möglich. Wir haben all die Jahre sachlich und konstruktiv zusammen gearbeitet. Dabei hatten wir beide immer das Wohl der Bank im Auge. Und es ist schön mit jemanden zusammen zu arbeiten, auf den man sich zu 100 Prozent verlassen und dem man uneingeschränkt vertrauen kann. Man muss dann auch nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Ich werde ihn nicht nur als Mensch, sondern auch als Sparringspartner sehr vermissen, denn mit seinem gesunden Menschenverstand war es immer ein Genuss, mit ihm zu diskutieren.

Der Aufsichtsrat nimmt ja vielerlei Funktionen war. Wofür steht der Aufsichtsrat aus Ihrer Sicht und wo sehen Sie die Abgrenzung zum Vorstand, Herr Karmann?

Kurz gesagt: Der Aufsichtsrat steht für die Überwachung der Geschäftsführung, ob diese ihre Geschäfte im Sinne der Kunden und der über 3.300 Mitglieder führt. Und in einigen Fällen obliegt ihm auch eine Mitwirkung. Dies alles mit gesundem Menschenverstand. Die Geschäftsführung selbst obliegt hingegen ausschließlich dem Vorstand. Diese Aufteilung macht auch durchaus Sinn. Für die letzten 15 Jahre kann ich sagen, dass wir in unserem Haus die Zusammenarbeit Aufsichtsrat und Vorstand absolut vorbildlich gestaltet haben. Geprägt von Offenheit und Wertschätzung hat der Vorstand die Aufsichtsräte bei allen wichtigen Themen mitgenommen, so dass am Ende immer ein Konsens herrschte, hinter dem sich alle versammeln konnten.  

Zurück zur Eingangsfrage und Ihrem Gefühl bei Ihrer ersten Sitzung im Aufsichtsrat, Herr Kulzer. Was wünschen Sie Ihrer Nachfolgerin im Aufsichtsrat, Frau Gabriele Schambeck, in ihrer ersten Sitzung und natürlich auch dem zukünftigen Gremium in der neuen Zusammensetzung?

Ich wünsche Frau Schambeck die nötige Gelassenheit und dass sie von den Kollegen im Aufsichtsrat und vom Vorstand, ebenso wie ich damals, mit der gleichen Wertschätzung aufgenommen wird. Dem Gremium wünsche ich, dass es genauso weiter macht in der Art der Diskussion und wie am Ende entschieden wird, nachdem sich wirklich jeder eingebracht hat. Bei all der Zeit, die sie einsetzen, wünsche ich den Aufsichtsräten weiterhin Freude beim Ehrenamt, aber auch beim stetigen Lernen. Dem Vorstand möchte ich an dieser Stelle nochmal persönlich viel Erfolg wünschen, aber ich bin überzeugt, dass wir die richtigen ausgewählt haben!

 

Lieber Martin Kulzer, vielen Dank für den Einblick in die Arbeit eines Aufsichtsrates einer Bank. Es war sehr interessant. Vielen Dank an dieser Stelle nochmals für die über 30 Jahre, die Sie ehrenamtlich immer im Sinne der Bank und der Mitglieder für die Raiffeisenbank Falkenstein-Wörth eG eingebracht haben. Wenn man die Ereignisse so im Zeitraffer passieren lässt, merkt man erst, welch langer Zeitraum dies war. Wir werden Sie vermissen. Wir wünschen Ihnen, dass Ihre Wünsche wahr werden, Sie die Zeit mit der gesamten Familie unbeschwert nutzen können und dass Sie das, was Sie sich noch vorgenommen haben, in die Tat umsetzen. Alles Gute für die Zukunft!